Laut einer Analyse, die auf dem Kongress der Sexual Medicine Society of North America 2024 vorgestellt wurde, suchen immer mehr Männer Informationen zur Testosterontherapie auf TikTok. Viele dieser Inhalte verschweigen Nebenwirkungen oder suggerieren einfache Lösungen. Die Gefahr ist dann, dass Patient:innen sich erst dann an medizinisches Fachpersonal wenden, wenn Nebenwirkungen bereits eingetreten sind. Da solche Nebenwirkungen auch ästhetische Implikationen haben können, wie Hautbildveränderungen, können auch Praxen mit ästhetischen Schwerpunkt erste Anlaufstelle sein.
Bitte bedenke, dass viele der kursierenden Empfehlungen auf Social Media einer fundierten medizinischen Grundlage entbehren. Laut den American Urological Association (AUA) - Leitlinien (1) hat sich die Zahl der Testosterontherapien in den letzten Jahren nahezu verdreifacht. Bis zu ein Viertel der Patienten wurde nie getestet, bevor sie mit der Therapie begannen. Und rund ein Drittel erfüllt gar nicht die medizinischen Kriterien für einen Testosteronmangel. Die AUA definiert Werte unter 300 ng/dL als Grenzwert für eine Diagnose. Doch die Referenzwerte schwanken je nach Labor: Quest Diagnostics nennt 250–1100 ng/dL als Normalbereich, LabCorp 264–916 ng/dL. Deshalb empfiehlt die AUA, Testosteron zweimal zu messen: Morgens zwischen 7 und 10 Uhr, wenn die Werte physiologisch am höchsten sind. Zudem reichen Symptome allein für die Diagnose nicht. Sie müssen mit den Laborwerten korrelieren, bevor eine Therapie begonnen wird. Ziel der Behandlung ist es dann, den Spiegel in den sogenannten mittleren Bereich (450–600 ng/dL) zu bringen. Denn eine Langzeittherapie mit Testosteron ist keineswegs harmlos und sollte nie leichtfertig begonnen werden.
Wir haben uns daher gängige Mythen angeschaut und fassen hier die Erkenntnisse für Eure Praxis zusammen.
Mythos 1: "Die meisten Männer haben Testosteronmangel und brauchen Testosterontherapie."
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Mythos 2: "Testosteron hilft immer bei Erektionsstörungen."
In manchen Fällen mag das stimmen, aber bei den meisten Männern sind psychologische Faktoren wie Leistungsdruck oder Frustration ebenso wie körperliche Ursachen zunächst zu adressieren. Ein zugeführtes Testosteron steigert zwar das Verlangen, behebt aber nicht zwangsläufig das Problem. Günstige Medikamente wie Tadalafil oder Sildenafil helfen oft zielführender und sicherer.