Jul 25 / Dr. Sophia Wilk-Vollmann

UPDATE - BROW PTOSIS

Neue Therapieansätze in Sicht

Du behandelst mit Botulinum und plötzlich meldet sich eine Patientin mit einer beunruhigenden Nachricht: „Meine Augenbraue hängt.“


Die sogenannte Brow Ptosis ist eine bekannte Komplikation nach Injektionen im Stirn- oder Glabellabereich. Für viele Patient:innen ist sie nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern belastet auch emotional. 
Bisher galt vor allem eines: Abwarten, begleiten, beruhigen. Doch eine neue Studie liefert Hinweise, dass wir mehr tun können.

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Was ist eine Brow Ptosis?

Eine Browptosis bezeichnet das Absinken der Augenbraue unter ihre normale anatomische Position. Sie entsteht durch eine Schwäche oder Erschlaffung der Stirnmuskulatur (M. frontalis), die die Braue anhebt, beispielsweise durch eine Botulinuminjektion zu dicht an der Augenbraue. Betroffene berichten oft über ein Schweregefühl an den Lidern, eine eingeschränkte Gesichtsfeldwahrnehmung und ästhetische Beeinträchtigungen.

"Reversing Brow Ptosis with Bacteriostatic Saline"

Im Fachjournal Dermatologic Surgery wurde im Juli 2024 eine Fallserie veröffentlicht, die das Potenzial hat, unser Management dieser Komplikation zu verändern: Rullan et al. dokumentieren über sechs Jahre insgesamt 22 Fälle von Brow Ptosis nach Botulinum-Injektionen. Die Patient:innen erhielten gezielt Injektionen mit bakteriostatischer Kochsalzlösung in den betroffenen Muskelbereich.


Das Ergebnis ist bemerkenswert:

86 % der Patient:innen zeigten eine deutliche Besserung bereits nach einer einzigen Behandlung. Die meisten innerhalb von ein bis zwei Wochen. Einige benötigten zwei bis drei Sitzungen im Wochenabstand. Verwendet wurden durchschnittlich ein Milliliter Lösung. Injiziert wurde in den unteren Anteil des M. frontalis und den medialen Anteil des Corrugator. Im Anschluss wurde der Bereich nach oben hin ausmassiert (1).

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Mögliche Wirkmechanismen

Die Autorinnen und Autoren diskutieren verschiedene Erklärungsansätze:

  • Verdünnung oder Verdrängung von Toxinresten im Gewebe
  • Aktivierung immunologischer Prozesse durch die Injektion
  • Mechanische Hebung durch das Bolusvolumen und die Massage
  • Stimulation noch aktiver Muskelanteile zur Wiederherstellung der Balance


Ein einzelner Mechanismus ist nicht bestätigt. Die Kombination scheint jedoch in vielen Fällen wirksam zu sein  (scrollen zum weiterlesen  ).

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Was bedeutet das für Deine Praxis?

Auch wenn es sich nicht um eine randomisierte Studie handelt, liefert die Veröffentlichung wertvolle Hinweise auf eine praktikable, sichere und gut verträgliche Behandlungsoption. Gerade bei Patient:innen, die unter funktioneller Einschränkung oder emotionalem Stress durch die Ptosis leiden, kann die Injektion von bakteriostatische Natriumchloridlösung eine zusätzliche Möglichkeit sein, um zu helfen. Natürlich setzt die Methode ein sicheres Verständnis der Stirnanatomie voraus. Ohne Erfahrung in der Anwendung von Botulinum und in der Beurteilung von Komplikationen sollte sie nicht durchgeführt werden.

Literaturverzeichnis

1. Rullan PP, Rullan JM, McKesey J, Velazquez J, Szeremeta J. Botulinum Toxin Type A Induced Brow Ptosis Reversal Using Bacteriostatic Saline. Dermatol Surg. 2024 Jul 1;50(7):688-690. doi: 10.1097/DSS.0000000000004170. Epub 2024 Mar 22. PMID: 38518190.